Mittwoch, 21. September 2011

Warum ich die Aufgeregtheit um die Papstrede im deutschen Bundestag für übertrieben halte

Habemus papam!

Spätestens JETZT wissen wir alle, dass der Papst nicht nur Oberhaupt der katholischen Kirche, sondern auch Staatsoberhaupt des Vatikanstaates und letzter Monarch in Europa ist.

Na und?!

Wolfgang Thierse - das ist der mit dem Spruch von der "Sächsischen Demokratie" - und Rolf Schwanitz haben in der Financial Times Deutschland ihre Meinungen kundgetan. Thierses letzter Satz hat mich letztendlich überzeugt:
Ihm dabei zuzuhören heißt nicht, alle seine Überzeugungen in Fragen von Moral und Lebensgestaltung teilen zu müssen. Ihm zuzuhören wäre aber ein kleiner Beitrag des deutschen Parlaments und der Öffentlichkeit zu jenem Dialog zwischen den Kulturen, Religionen, Weltanschauungen, den so viele immer wieder fordern - um einer friedlichen Welt willen.

 Ich persönlich glaube nicht, dass sich der Bundestag, die Bundesregierung oder der Staat als Ganzes, die unsägliche Haltung des Papstes zu Verhütung und Abtreibung oder gar seine ver.... äääh überkommene Sexualmoral zu eigen machen werden.

Natürlich kann man kritisieren, dass der Staat die weltanschauliche Neutralität zu achten habe.

Aber seien wir doch mal ehrlich: Wer glaubt denn noch an die unbefleckte Empfängnis? ... durch eine Rede?!

Abgesehen von der Tatsache, dass so schnell kein Papst mehr vor dem Bundestag reden wird, birgt es nicht die Möglichkeit, in Zukunft auch dem Dalai Lama oder Tom Cruise im Bundestag zu lauschen.

Das wäre mal ein Schritt in Richtung Recht auf freie Meinungsäußerung.

Die "Moderne Technik" (Sie können später noch Nahaufnahmen vom Internet machen) eröffnet die Möglichkeit die bestimmt einzigartige und historische Rede des Papstes in TV-Liveberichterstattung zu boykottieren, um dann hinterher auf Youtube o.Ä. heimlich zu spannen, was er denn nun gesagt hat.

Meiner Einschätzung nach, wird er eine tolle, mitreißende Rede halten... und damit zu einem weiteren, beschleunigten Niedergang der (katholischen) Kirche in Deutschland beitragen.

Irgendwann demnächst wird es dem deutschen Staat zu aufwendig sein, die Kirchensteuer einzuziehen und die Kirche zu alimentieren, weil's halt Tradition ist. Ich warte auf den Tag, an dem die CDU einen entsprechenden Gesetzentwurf in den deutschen Bundestag einbringt. Nach dem nun wohl endgültigen Ausstieg aus der Kernenergie und der Abschaffung der Wehrpflicht könnte man dann von fortgesetzter (In-)Konsequenz sprechen.

Also mich interessiert's, was er zu sagen hat. Euch nicht?!

Hasta la victoria siempre

P.S. Der Spiegelfechter hat zur Papstrede 'nen sogenannten "open thread" eingerichtet :-)

1 Kommentar:

SunTsu hat gesagt…

Ich finde es unverantwortlich, schon aus einem einfachen Grund: Ich käme mir schmutzig vor wenn ich einem Redner zuhörte der eine Organisation repräsentiert die 30 Millionen für diese Rede ausgibt, aber bisher nur 2 Millionen an die Opfer priesterlichen Missbrauchs gezahlt hat.

Der Papst dürfte von mir aus reden wenn diese eklatanten Missstände ausgeräumt wären, Opfer angemessen entschädigt würden und Täter rechtstaatlich juristisch verfolgt würden. Solange aber das nicht so ist, und der Papst weiter so tut als wären sie die Menschenfreunde unterm Himmel - anstatt eine Organisation die Menschenrecht mit Füßen tritt - hat er für mich nichts im Bundestag zu suchen.